Heinrich von Kleist, Amphitryon - Inhaltsangabe
415 Wörter, 2.700 Anschläge
Buchausgabe 1807, erste Aufführung 1899
Schauplatz: Theben, vor Amphitryons Schloß, in mythischer Zeit.
Im ersten Akt ist es Nacht, in den beiden übrigen Tag.
1. Akt: Sosias, Diener des siegreichen Feldherrn Amphitryon, soll in dessen Auftrag der Gattin Alkmene die Nachricht vom Sieg über die Athener überbringen und ihr die baldige Heimkehr Amphitryons ankündigen. Vor dem Haus wird er jedoch von seinem Ebenbild Merkur am Eintritt gehindert, denn der Gott bewacht die Liebesnacht von Jupiter, der sich in Gestalt Amphitryons Alkmene genähert hat. Als Jupiter zärtlichen Abschied von Alkmene nimmt, versucht er sie zur Unterscheidung der erotischen Qualitäten des Liebhabers und den ehelichen Qualitäten Amphitryons zu bewegen, was sie jedoch nicht versteht.
2. Akt: Der ins Lager zurückgekehrte Sosias erstattet Amphitryon Bericht über sein nächtliches Abenteuer. Als Alkmene mit ihrer Dienerin Charis aus dem Haus kommt, ist sie erstaunt, den Gatten vorzufinden. Dieser weiß natürlich nichts von seiner angeblichen nächtlichen Anwesenheit. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen den Eheleuten, bis Alkmene den Gürtel vorzeigt, den ihr der nächtliche Gast, den sie für ihren Ehemann halten mußte, geschenkt hat. Nun weiß Amphitryon, daß er betrogen wurde; als Zeugen dafür, daß er selbst dieser nächtliche Gast im Schlafzimmer seiner Frau nicht gewesen sein kann, will er die Feldherren herbeiholen. (Es schließt sich eine humorvolle Gegenszene zwischen Charis und Sosias an.) Die völlig verwirrte Alkmene findet auf dem Gürtel statt A ein J als Namenszug. Noch mehr gerät sie in Verwirrung, als Jupiter ihr mitteilt, daß ihr nächtlicher Liebhaber der Göttervater Jupiter gewesen sei. Im Glauben, Amphitryon vor sich zu haben, söhnt sie sich mit ihm aus, und Jupiter gibt Sosias den Auftrag, Gäste für ein Fest herbeizuholen. (Wiederum schließt sich eine Gegenszene zwischen Sosias und Charis an, die den Gatten, als er sich Kohl mit Wurst bestellt, für einen Gott hält.)
3. Akt: Als nun der richtige Amphitryon erscheint, wird er von Merkur nicht in sein Haus gelassen; er sei bereits hier. Sosias bringt dieweil die Feldherrn als Gäste, aber Amphitryon weiß nichts von einem solchen Fest. Als nun Jupiter erscheint, werden die Feldherren unsicher. Zur Vergewisserung seiner Identität holt Amphitryon Zeugen aus Theben. Als Jupiter mit Alkmene erscheint, gerät auch das Volk in Verwirrung. Alkmene, zum Zeugnis aufgerufen wird, wer der echte Amphitryon sei, deutet auf Jupiter. Dieser klärt nun die Lage auf, gibt sich als Gott zu erkennen und verspricht dem Ehepaar Herkules als Sohn. Mit dem vieldeutigen "Ach!" der Alkmene schließt die "'Bewußtseinskomödie, bei der uns das Lachen vergeht. Denn sie stellt die Frage nach dem Selbstbewußtsein: Wer bin ich? Wer ist der andere?" (Hans Dieter Zimmermann)
© 2004 Günther Emig