Heinrich von Kleist, Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik - Inhaltsangabe
370 Wörter, 2.500 Anschläge
Schauplatz: Aachen
Zeit: Ende des 16. Jahrhunderts
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts treffen sich drei Brüder, Studenten aus Wittenberg, mit ihrem vierten Bruder, der aus Antwerpen kommt, geschäftshalber in Aachen und lassen sich von diesem über die Verhältnisse in den Niederlanden, besonders über den Bildersturm, erzählen. Sie beschließen, auch der Stadt Aachen ein derartiges Schauspiel zu geben, gewinnen dafür über 300 junge Leute und verfügen sich am Fronleichnamstag, den die Nonnen des Cäcilienklosters gerade festlich begehen wollen, in den Dom, um dort auf ein gegebenes Zeichen ihr Zerstörungswerk zu beginnen. Vergebens bittet die Äbtissin, die von dem Plan Kunde erhalten hat, den Stadtkommandanten um Schutz. Die Kapellmeisterin, Schwester Antonia, die die italienische Messe dirigieren soll, ist schwer erkrankt und liegt bewußtlos zu Bett. Trotzdem befiehlt die Äbtissin die Durchführung der Feier. Als das Orchester gerade die Stimmen eines anderen Musikwerkes verteilt, erscheint plötzlich Antonia frisch und gesund mit der Partitur jener alten italienischen Messe, verteilt die Noten und leitet die Aufführung. Zu einer Störung des Gottesdienstes kommt es nicht.
Sechs Jahre später erscheint die Mutter jener vier Brüder, die in den Niederlanden wohnt, in Aachen und stellt beim Magistrat Nachforschungen nach ihren Söhnen an, die seit jenem Fronleichnamstage verschollen sind. Es ergibt sich, daß diese im Irrenhause der Stadt untergebracht sind, da sie von religiösem Wahnsinn befallen sind. Von dem Tuchhändler Veit Gotthelf, der damals an dem Zerstörungswerk hatte teilnehmen wollen, erfährt sie, daß ihre Söhne zu Beginn der Messe tief erschüttert plötzlich die Hüte abgenommen, vor dem Altar gekniet und an ihren Zerstörungsplan nicht mehr gedacht hätten; erst am späten Abend habe man sie mit Mühe aus dem Dom herausführen können. jede Mitternacht intonierten sie seitdem mit lauter Stimme, vor einem Kruzifix stehend, das Gloria in excelsis. Von der Äbtissin erfährt die Mutter noch, daß niemand wisse, wer eigentlich die Messe dirigiert habe, da Schwester Antonia während der Aufführung bewußtlos im Bett gelegen habe und am Abend verschieden sei. Wahrscheinlich habe die heilige Cäcilie selbst das Wunder vollbracht.
Die Mutter kehrt in den Schoß der katholischen Kirche zurück und hinterlegt in Aachen zum Besten ihrer Söhne ein kleines Kapital. Diese sterben im späten Alter eines heiteren Todes, nachdem sie noch einmal das Gloria gesungen haben.