Heinrich von Kleist, Das Erdbeben in Chili - Inhaltsangabe

290 Wörter, 3.150 Anschläge


1647 - Jeronimo Rugera, der sich aufgrund der heimlichen Beziehung zu seiner Schülerin Donna Josephe strafbar gemacht hat, befindet sich im Gefängnis in St. Jago, der Hauptstadt des Königreiches Chili, als das größte und verheerendste Erdbeben seiner Zeit hereinbricht. Dieser Umstand ermöglicht es ihm zu fliehen. Auch Josephe kann ihrem Schicksal, der Hinrichtung, entgehen, als das Erdbeben auf dem Weg zum Richtplatz die Versammlung erschüttert. Sie rettet ihren gemeinsamen Sohn Philipp aus den Flammen des Klosters und flieht wie viele andere auf das Land.

Da Jeronimo ebenso dem Strom der Menschen gefolgt ist, trifft er Josephe und ihren Säugling wie durch eine göttliche Fügung in einem Tal wieder. Sie beschließen, sich nach dem Tumult nach Europa einzuschiffen, um nach Spanien zu fliehen, wo Jeronimos Verwandtschaft lebt.

Neben Jeronimo und Josephe befinden sich jedoch noch weitere Flüchtlinge. Sie zeichnen sich nun nicht mehr durch ihre verschiedenen Stände aus, sonder sind aufgrund ihrer gemeinsamen Not zu einer "Familie" geworden. Alle helfen sich im Angesicht dieser Tatsache gegenseitig. Dies wird deutlich, als ein gewisser Don Fernando Josephe bittet, seinen Sohn Juan zu stillen, da seine Frau Donna Elvire schwer verletzt wurde.

Im Spiegel dieser Harmonie und Eintracht beschließt Jeronimo für sich und seine Familie, von dem Fluchtplan abzusehen, um sich sowohl mit dem chilenischen Vizekönig als auch mit beiden Familien zu versöhnen. Im Laufe des Tages verbreitet sich sodann die Nachricht, dass eine Messe in der Dominikanerkirche vom Prälaten höchstpersönlich gefeiert werden solle, um Gott darum zu bitten, das Königreich von weiterem Unheil zu verschonen.

Bis auf die verletzte Donna Elvire und ihre besorgte Freundin Donna Elisabeth ziehen alle aus dem Tal wieder in die Stadt. Während der Messe spricht ein Chorherr schließlich von jenem Frevel, den Jeronimo und Josephe mit der Zeugung ihres unehelichen Kindes begangen hätten, und nennt ihre Namen, woraufhin sie entdeckt und angegriffen werden; somit ist die Aufruhr in vollem Gange. Josephe wird zu Boden geschleudert, Don Fernando aber hilft ihr, aufzustehen und beschützt sie vor dem rachelustigen Volk. Josephe, die das Kind Fernandos auf dem Arm trägt, wird nun gefragt, wer dessen Vater sei. Sie deckt die Verwechslung auf und erklärt, dass jener Mann nicht Jeronimo, sondern Don Fernando Ormez, der Sohn des Stadtkommandanten, sei. Zu allem Unheil möchte der kleine Juan zu seinem Vater, woraufhin sich der Verdacht, er sie doch Jeronimo, zu bestätigen scheint; die Masse fordert den Tod durch Steinigung. Jeronimo aber verhindert dies, indem er sich zu erkennen gibt. Sein eigener Vater verrät ihn außerdem und streckt ihn zu Boden. Der Zorn der Masse ist nicht mehr aufzuhalten und giert danach, die Gotteslästerin zu töten. Josephe rettet ihr Kind ein zweites Mal, indem sie es in Fernandos Obhut gibt. Meister Pedrillo jedoch tötet Josephe mit einer Keule und will mit dem Säugling das Gleiche tun. Fernando wehrt sich, doch er kann den Mord an seinem Kind Juan nicht mehr verhindern.

Fernando und Elvire nehmen Philipp schließlich als Pflegesohn auf.


Autorin: Sarah Kemper im Rahmen des Proseminars "Heinrich von Kleist: Prosa" an der Universität Paderborn, Wintersemester 2005/2006. Dozent: Dr. Stefan Elit