Heinrich von Kleist, Michael Kohlhaas - Inhaltsangabe
766 Wörter, 5.400 Anschläge
Michael Kohlhaas, ein angesehener brandenburgischer Pferdehändler, wird, als er eine Koppel Pferde nach Sachsen führen will, vom Junker Wenzel von Tronka, unter dem Vorwand, daß neuerdings ein Paßschein zum Überqueren der Grenze erforderlich sei, genötigt, die Pferde auf der Tronkenburg zurückzulassen, bis er einen gültigen Paßschein vorzeigen könne. Auf der Geheimschreiberei in Dresden, wo Kohlhaas den Paßschein beantragen will, teilt man ihm mit, daß die Forderung des Junkers unberechtigt sei. Zurück auf der Tronkenburg, muß Kohlhaas entsetzt feststellen, daß man den Knecht, den er zur Betreuung der Pferde zurückgelassen hatte, zusammengeschlagen und fortgejagt sowie die Tiere zur Feldarbeit mißbraucht hat. Da der Burgvogt und der Junker auf seine Proteste nur mit Hohn und Spott reagieren, läßt Kohlhaas die abgemagerten Pferde zurück und begibt sich nach Dresden, wo er eine Klage gegen Wenzel von Tronka einreicht, in der er die Bestrafung des Junkers, die Herausgabe der Tiere, ihre Wiederherstellung in ihren alten Zustand sowie eine angemessene Entschädigung fordert. Nach einem Monat erfährt Kohlhaas, daß die Klage durch Einflußnahme Verwandter des Junkers, die hohe Staatsämter am sächsischen Hof bekleiden, vollständig niedergeschlagen wurde, er seine Pferde abholen und das Gericht mit weiteren Klagen verschonen solle. Auch ein Versuch Kohlhaas, durch den Kurfürsten von Brandenburg zu seinem Recht zu kommen, wird durch einen weiteren Verwandten des Junkers am brandenburgischen Hof vereitelt. Als Kohlhaas Frau beim erfolglosen Versuch, dem Kurfürsten von Brandenburg eine Bittschrift ihres Mannes zuzustellen, schwer verletzt wird und wenig später stirbt, verkauft Kohlhaas seinen gesamten Besitz, fordert den Junker in einem Rechtsschluß auf, die Pferde zurückzubringen und dick zu füttern, und greift, da der Junker seine Forderungen ignoriert, mit seinen Knechten die Tronkenburg an. Während die meisten Anwesenden getötet werden, kann der Junker nach Wittenberg entkommen. Mit seinem stetig wachsenden Heerhaufen belagert Kohlhaas daraufhin die Stadt, fordert die Auslieferung des Junkers und setzt, als seine Forderung unerfüllt bleibt, Wittenberg nachts in Brand. Weil alle Versuche, Kohlhaas mit Gewalt zu stoppen, scheitern, steckt er die Stadt zwei weitere Male in Brand. Als Kohlhaas, der sich inzwischen zum Statthalter des Erzengels Michael erklärt und das Volk aufgefordert hat, sich ihm zur Errichtung einer besseren Weltordnung anzuschließen, bei seiner Jagd nach dem Junker schließlich auch Leipzig in Brand setzt und mit einem Angriff auf die Stadt Dresden droht, meldet sich Martin Luther zu Wort. Er kritisiert Kohlhaas' Vorgehen, setzt sich aber nach einem Treffen mit Kohlhaas für diesen beim sächsischen Kürfürsten ein, da Kohlhaas im Gegenzug verspricht, seinen Heerhaufen aufzulösen.
Auf die Zusage freien Geleits und Straferlasses bei erfolgreichem Prozeßausgang entläßt Kohlhaas sein Heer und bricht nach Dresden auf, wo er seine Klage gegen den Junker erneuert. Nach anfänglichen Erfolgen wandelt sich die Stimmung zu Ungunsten von Kohlhaas, als die Prozeßvorbereitung von den Verwandten des Junkers in die Länge gezogen wird. Kohlhaas gerät in den Verdacht, der heimliche Anführer einer Räuberbande zu sein, die einer seiner ehemaligen Knechte um sich geschart hat. Obwohl Kohlhaas seine Unschuld beweisen kann, wird er unter Hausarrest gestellt. Enttäuscht vom Verlauf des Prozesses und vom Mißtrauen, das ihm entgegengebracht wird, entschließt er sich, die Führung über den Räuberhaufen zu übernehmen. Als der sächsische Kurfürst davon erfährt, wird Kohlhaas verhaftet und zum Tode verurteilt.
Inzwischen ist jedoch der Kurfürst von Brandenburg auf den Fall aufmerksam geworden. Er kann Kohlhaas' Auslieferung nach Berlin erreichen, wo sich dieser vor einem unbefangenen Gericht verantworten soll. Während ein Anwalt des brandenburgischen Kurfürsten Kohlhaas' Ansprüche gegenüber dem Junker Wenzel von Tronka in Dresden vertritt, übernimmt ein kaiserlicher Anwalt, auf Drängen Sachsens, in Berlin die Anklage gegen Kohlhaas wegen öffentlichen Landfriedensbruchs. Der Kurfürst von Sachsen erfährt jedoch unterdessen, daß Kohlhaas einen ominösen Zettel mit Informationen über die Zukunft des regierenden sächsischen Adelsgeschlechts besitzt. Er setzt alle Hebel in Bewegung, um in den Besitz dieses Zettels zu gelangen, doch Kohlhaas möchte sich durch Einbehaltung des Zettels an ihm rächen. Auch ein Versuch, durch Betrug am inzwischen zum Tode verurteilten Kohlhaas, des Zettels habhaft zu werden, scheitert. So findet sich am Tage der Urteilsvollstreckung auch der sächsische Kurfürst verkleidet unter den Schaulustigen ein, um den Zettel nach der Hinrichtung an sich zu bringen. Unmittelbar vor seiner Hinrichtung teilt man Kohlhaas mit, daß seiner Klage gegen den Junker Wenzel von Tronka in allen Anklagepunkten stattgegeben und der Junker zusätzlich zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Nach der ihm widerfahrenen Gerechtigkeit, ist auch Kohlhaas bereit, für seine Taten zu büßen. Unmittelbar bevor er durch die Hand des Scharfrichters stirbt, entdeckt Kohlhaas den sächsischen Kurfürsten in der Menge und verschluckt den Zettel zu dessen großem Verdruß. Auf Anordnung des Kurfürsten von Brandenburg erhält Kohlhaas ein anständiges Begräbnis, seine Söhne werden zu Rittern geschlagen und in die kurfürstliche Pagenschule aufgenommen.
Autor: Marcel Blume im Rahmen des Proseminars "Heinrich von Kleist: Prosa" an der Universität Paderborn, Wintersemester 2005/2006. Dozent: Dr. Stefan Elit