Karl von Holtei
Anklänge aus Leben, Liebe und Tod
[auf Luise von Holtei, die erste Berliner Käthchen-Darstellerin, 1800-1825]
19.
Sie preisen dich,
Als Käthchen von Heilbronn,
Und es ist wahr,
Rührend gelingt dir
Der innige Ton,
Die kindlich treue,
Jungfräulich reine,
Hingebende Liebe,
Kräftig, lebendig,
Feurig erscheinst du
Wenn du den Brief bringst
Und im Feuer
Dem flammenden.
Aber was ist Allen, Allen
Die dich sehen,
Dich preisend bewundern,
Was ist Ihnen Käthchen –
Und was ist es mir??
Ich sehe wieder,
Auf den Brettern erkenn’ ich
Dich, wie du lebst.
Denn so jungfräulich rein,
So kindlich treu,
So fromm und sanft
Bist du im Glück und im Unglück,
In Freud’ und Leid
Immer gewesen.
Niemals hört’ ich
Ueber düstre Geschicke
Unwillig murren
Dich Sanfte.
Geduldig trugst du
Schmerzen der Seele, wie
Des Leibes Qualen.
Immer hingegeben
In den Willen des Schicksals,
Hast unter Thränen selbst
Mild’ nur gelächelt
Und dein höchster Klageruf
In des Lebens grausamsten Stunden
War
Den Blick zum Himmel gewendet,
Das liebe Wort:
O mein hoher Herr!
Blumen auf das Grab der Schauspielerin Luise von Holtei, geborene Rogée. Berlin: Vereins-Buchhandlung 1825, S. 22-23.