Franz Traube
Kleists Gestalten
Er hatte sich der Dichtkunst ganz verschrieben:
In schöpferischem Rausch verglomm sein Geist.
Zu Absolutem hat er sich getrieben,
in höchster Spannung, unbeirrbar: Kleist!
Vor dieser Spannung fliehen die Personen,
die Geisteskinder seiner Leidenschaft,
in Traum und Ohnmacht und in Visionen,
als hätten sie zu leben keine Kraft.
Er formte sie mit äußerster Gewalt,
verlieh gefrorne Ruhe der Gestalt
und zwang das Feuer der Gefühle nieder.
So spiegeln sie, genährt von seinem Blut,
voll unbedingtem Streben, Herzensglut,
den Reichtum seiner eignen Seele wieder.
Aus: Horizonte. Zeitschrift für Literatur. Günzburg. Nr. 25-26. 1982, S.70
Franz Traube (Pseudonym für Franz Stiastny?)