Hermann Löns
Heinrich Kleist
Er hungerte, fror und darbte,
Sie lachten den Narren aus,
Er schenkte goldne Geschmeide,
Sie warfen ihn aus dem Haus.
Verzweifelnd an den Menschen
Schoß er sich vor den Kopf,
Das fanden sie unmoralisch
Und schimpften über den Tropf.
Dann setzten sie ihm ein Denkmal,
Und rühmten sich dessen sehr
Und dichteten Lobgesänge –
Heinrich, was willst du mehr?
Er aber liegt im Grabe
Geschützt vor Schande und Ruhm –
Ich wollte, es holte der Teufel
Das ganze Philistertum!
26. Dezember 1890
Hermann Löns (1866-1914)
Erstdruck (Nachlaßveröffentlichung) in: Danziger Neueste Nachrichten, 15. Okt. 1927.
Wiederabdruck: Minde-Pouet (1927), S. 14. – Sembdner (2. Aufl. 1985), S. 21.