Gr. v. B.
Kleists Grab

Was zeigst du traurig mit der Hand
Im Kienen-Wald zurück –
Nach jenem Hügel dort im Sand,
Bei Friedrich-Wilhelms-Brück?

Kein Denkmal ziert den öden Ort,
Kein Blümchen nickt herab,
Doch schauerlich erklingt das Wort:
Du stehst an Kleisten’s Grab.

Und eine Wehmuthsthräne fließt
Und netzt des Dichters Grab,
Das ihn, und die er liebt’, umschließt,
Das Beiden Ruhe gab.

Und diese Thräne, still geweint,
Sey Euer Monument –
Euch hat die Liebe hier vereint
Und Schmerz, den Niemand kennt.

1842


Erstdruck in: Der Gesellschafter. Berlin 1842. 30. Blatt.
Wiederabdruck in: S. Rahmer: Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Berlin 1909. S. 411. – Sembdner (2. Aufl. 1985), S. 15.