Walther Heymann
An Heinrich von Kleist
Gedenken

Nun haltet Feier und tragt einen Dank
und weiht euch ihm eine Stunde lang.

Eine Stunde für den sonnigsten Tag,
da Schwermut um seine Schläfen lag.

Eine Stunde nur, für das furchtbarste Jahr,
da sein Herz der Fuß in der Wildnis war.

Und ihr wißt nun, er führte; und seine Hand
wies sinkend auf wolkenentzaubertes Land.

Er bahnte sein Leben durchs Dickicht der Qual.
Ihr wandert nun singend durchs blühende Tal.

Haltet, gedenket der Zeit, die er trud,
und spürt den geflügelten Atemzug.


Walter Heymann (1882-1915)
Aus: Heymann, Walther: Von Fahrt und Flug. Gedichte [aus dem Nachlaß des Dichters].  München: Georg Müller 1919. S. 46.