Walther Heymann
An Heinrich von Kleist
Der Dichter und die Musen

In eure Haare flecht ich Bänder.
Auf eure leuchtenden Gewänder
möcht ich der Blumen Schatten streun.

Da geht ihr hin, in heitrem Schweigen,
euch zu den klaren Quellen neigen,
die euch in Wuchs und Schönheit zeigen.

Ich seh euch wiederkehrend winken.
Mich dürstet wohl. Doch, wollt ich trinken,
ihr ließet die Gefäße sinken.

Auch hab ich noch genug zu lauschen,
was die verborgnen Bäche rauschen.
So kann ich Ohr und Mund vertauschen.

Und wartet nur; aus meinen Händen
wird in der Wasser Weiterfließen
sich aller Blüten Seele gießen.

Und eure Schönheit wird dies spenden.


Walther Heymann (1882–1915)
Aus: Heymann, Walter: Von Fahrt und Flug. Gedichte. München: Georg Müller 1919. S. 47.