Karl Grube-Wien
An Heinrich von Kleist

                                      »Wehe, mein Vaterland dir!
                                      Die Leier zum Ruhm dir zu schlagen,
                                      Ist getreu dir im Schoß, mir, deinem
                                      Dichter verwehrt …«

Titane Kleist – du bist der Mann der Stunde –
Nun tröste uns, gewalt'ge »Hermannsschlacht«!
So strömt’ noch nie der Haß aus deutschem Munde,
So geißelt’ keiner Neid und Niedertracht …

Wie packen uns der wilden Rache Töne – –
Wie peitscht uns auf dein sturmdurchwühlter Zorn!
Holt Grimm und Kraft, Germaniens junge Söhne,
Aus dieses Sehers tiefem Wunderborn …

… Noch rauscht wie einst im Teutoburger Walde
Die Wodanseiche am Alraunenstein – –
Wie Bardensang umbraust’s die stille Halde:
Varus’ Legionen ziehen wieder ein …

… Heinrich von Kleist, Symbol der Weltenwende,
Dein Feuergeist füg’ einen Zauberbann – –
Mein deutsches Volk, geh’ fest den Weg zu Ende:
Varus’ Legionen, rückt nur an …


Karl Grube-Wien
Aus: Karl Grube-Wien: Germania irredenta. Unsere Brüder im Fremdjoch. Zeitz: Sis-Verl. 1920. S. 5.
Zuerst in: Die Gartenlaube 1919, Nr. 28, S. 406 [gering anders, ohne Mott und ohne 4. Strophe]