Zum von der Stadt Frankfurt (Oder) 1945 neu zu stiftenden Kleist-Preis
Bei Georg Minde-Pouet findet sich ein Hinweis darauf, daß die Stadt Frankfurt (Oder) spät im Krieg einen neuen Kleist-Preis stiften wolle, erstmals im Kontext der Planungen zur Feier des 25jährigen Bestehens der Kleist-Gesellschaft. Dieses Jubiläum stand ja 1945 bevor; aufgrund ungünstiger Umstände fielen die Feiern unauffälliger aus. Am 24. April 1944 schreibt Minde-Pouet aber noch an den damaligen Direktor der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Helmuth Scheel (1895-1967):
»Neben der Veröffentlichung einer grossen Arbeit über Kleist von mir [= vermutlich der geplanten Kleist-Bibliographie, MM] und einer Jubiläumsausgabe meiner Kleist-Ausgabe in monumentaler Ausstattung [!] wird die Stiftung eines von der Stadt Frankfurt zu verleihenden Kleist-Preises erwogen.«
Betrieben wurde die Stiftung des Preises durch den damaligen Frankfurter Oberbürgermeister Viktor Ulrich Theophil Friedrich von Podbielski (1892-1945); ob sie auch seine persönliche Idee war, ist fraglich. Jedenfalls machte dieser Minde-Pouet die Abschrift des Schreibens eines Ministerialrats Erckmann aus dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda vom 20. Juli 1944 zugänglich. Erckmann rät darin von der Neustiftung eines Kleist-Preises dringend ab. Unter anderem verweist er darauf, daß es »seit mehreren Jahren [...] kaum noch möglich [sei], würdige Preisträger zu finden«, sowie ferner auf eine ältere Anweisung von Goebbels, keine neuen Literaturpreise zu stiften. Minde-Pouet gibt Podbielski daraufhin zwar den Rat, das Vorhaben in »persönliche[n] Verhandlungen mit den zuständigen Stellen« weiter zu verfolgen (2. 8. 1944). Offensichtlich führte das aber zu nichts.
Alle Quellen: Teilnachlass Minde-Pouet, Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin, z. Zt. im Kleist-Museum.
(Frdl. Mitteilung PD Dr. Martin Maurach, 13. 6. 2013)