Kleist-Preis 2016 für Yoko Tawada


Der Kleist-Preis des Jahres 2016 geht an die Berliner Schriftstellerin Yoko Tawada. Seit den 80er Jahren schreibt die in Japan geborene Yoko Tawada in deutscher Sprache (daneben existiert ein eigenes Werk in japanischer Sprache). In Gedichten, Romanen, Prosa, Theaterstücken und Essays hat Tawada eine ganz originäre Schreibweise entwickelt, in der Motive wie Fremdheit und Übersetzung in subtilen Sprachspielen entfaltet werden (Wo Europa anfängt, 1991; Überseezungen, 2002). Die Sprache ihrer Lyrik und Prosa ist von großer Schönheit und erotischer Spannung (Das nackte Auge, 2004; Aber die Mandarinen müssen heute abend noch geraubt werden, 1997; Opium für Ovid. Ein Kopfkissenbuch für 22 Frauen, 2000). Ihre Theaterstücke sind zumeist mehrsprachige, interkulturelle Projekte, in denen die Wechselbeziehung zwischen Europa und Orient/Asien neu vermessen bzw. buchstäblich entstellt wird (z. B. Orpheus oder Izanagi – Till, 1998). Tawadas Werk ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden, u. a. durch den Adelbert-von-Chamisso-Preis, die Goethe-Medaille, den Murasaki-Shikibu-Literaturpreis.

Der Kleist-Preis wird Yoko Tawada am 20. November 2016 in Berlin während einer Matinée im Berliner Ensemble übergeben, die Claus Peymann arrangieren wird. Die Laudatio hält die Filmkünstlerin, Malerin, Fotografin und Autorin Ulrike Ottinger. Sie hat – als von der Jury der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft gewählte Vertrauensperson – Yoko Tawada in alleiniger Verantwortung, der Tradition des Kleist-Preises gemäß, zur Preisträgerin bestimmt. Die Jury des Kleist-Preises bestand diesmal aus Günter Blamberger (Universität zu Köln), Florian Borchmeyer (Dramaturg Schaubühne Berlin), Gabriele Brandstetter (Freie Universität Berlin), Wolfgang de Bruyn (Kleist-Museum Frankfurt/Oder), Michael Maar (freier Autor), Ina Hartwig (Literaturkritikerin) und Sigrid Weigel (Zentrum für Literaturforschung Berlin).

Der Kleist-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Preisgeld geben die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Ministerien für Wissenschaft, Forschung und Kultur der Länder Berlin und Brandenburg. Der Kleist-Preis hat eine lange Tradition. In den 10er und 20er des letzten Jahrhunderts wurden u.a. Hans Henny Jahnn, Bertolt Brecht, Robert Musil oder Anna Seghers ausgezeichnet. Nach der Wiederbegründung des Preises 1985 hießen die Preisträger u. a. Alexander Kluge, Thomas Brasch, Heiner Müller, Ernst Jandl, Monika Maron, Herta Müller, Hans Joachim Schädlich, Martin Mosebach, Gert Jonke, Daniel Kehlmann, Wilhelm Genazino, Arnold Stadler, Sibylle Lewitscharoff, Navid Kermani, Marcel Beyer und zuletzt Monika Rinck.

Die Preisverleihung beschließt im übrigen eine Internationale Jahrestagung der Heinrich-von-Kleist Gesellschaft zu Kleists Shakespeare-Rezeption, die vom 17.-19. November 2016 im Literarischen Colloquium Berlin stattfinden wird.

(Pressemeldung der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft vom 4. 6. 2016, über die einzelne Medien bereits am 1. 6. 2016 berichtet hatten)


Man darf davon ausgehen, daß die diversen Reden anläßlich der Preisverleihung, darunter auch die der Preisträgerin, im Kleist-Jahrbuch 2017 abgedruckt werden werden.


Stand: 6. 6. 2016