Erstlinge

Goethe, Schiller, Hölderlin, Kleist, Musil, Benn, Kafka
Internationales wissenschaftliches Kolloquium

Veranstalter: Kleist-Archiv Sembdner
gemeinsam mit den Herausgebern
der »Brandenburger Kleist-Ausgabe«
Dr. Roland Reuß und Dr. Peter Staengle

10. Oktober 2003, Heilbronn

(Buchausgabe: Erstlinge. ISBN 3-931060-75-6)


Die Idee (2003)

Im November 1802, mit eingedrucktem Datum 1803, mithin vor 200 Jahren erschien in »Bern und Zürch« bei Heinrich Gessner das Trauerspiel »Die Familie Schroffenstein«. Der anonyme Autor, Heinrich von Kleist, zu diesem Zeitpunkt gerade Mitte 20, mag in den Augen einer auf finanzielles Auskommen orientierten Umwelt als – na, sagen wir: noch entwicklungsfähig gegolten haben. Seiner Familie empfahl er: »Auch tut mir den Gefallen und leset das Buch nicht. [...] Es ist eine elende Scharteke«. Und strich diesen Satz so durch, daß er lesbar blieb.

Ist das der Einstieg in das, was wir heutzutage Literaturbetrieb nennen? Die typische »Erstlings«-Situation? Und wohnt solchen Anfängen der berühmte »Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben«, wie es in einer poesiealbumtauglichen Gedichtzeile eines vielgelesenen Autors heißt?

Das Kleist-Archiv Sembdner hat – mit tatkräftiger Hilfe der Herausgeber der »Brandenburger Kleist-Ausgabe« – Germanisten im In- und Ausland um Auskunft gebeten. Aus den Vorgaben sei zitiert: »Die Themenstellung zielt auf feuilletonistisches Interesse und auf Außenwirkung, die wir bei unseren Spagat zwischen Wissenschaft und Popularkultur in der Provinz brauchen und die unseren Fortbestand sichern soll. Deshalb darf, ja sollte man kühne Thesen und publikumswirksame Formulierungen wagen und darf sich gern im Essayistischen bewegen. Wir ermuntern außerdem, die Themenstellung so frei und grenzüberschreitend sehen zu wollen, wie dies bei den sonstigen sehr trockenen Wissenschaftsveranstaltungen nicht immer der Fall ist. – Fußnoten im Kolloquiumsband lassen sich wohl nicht vermeiden – sei’s drum; wir leben damit.«


Dr. Peter Staengle (Heidelberg)
Anfang gut, alles gut?
Einführende Bemerkungen

Priv.-Doz. Dr. Volker C. Dörr (Bonn)
Johann Wolfgang Goethe, Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand
(1773)

Prof. Dr. Norbert Oellers (Bonn)
Friedrich Schiller, Die Räuber
(1781)

Prof. Dr. Wolfram Groddeck (Basel)
Friedrich Hölderlin, Fragment von Hyperion
(1795)

Priv.-Doz. Dr. Roland Reuß (Heidelberg)
Heinrich von Kleist, Die Familie Schroffenstein
(1802/03)

Prof. Dr. Enrico De Angelis (Pisa)
Robert Musil, Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
(1906)

Dr. Carsten Dutt (Heidelberg)
Gottfried Benn, Morgue und andere Gedichte
(1912)

Prof. Dr. Georg Guntermann (Trier)
Franz Kafka, Betrachtung
(1913)